Ems

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Ems-Auen-Schutzkonzept


Reaktivierung des Ems-Altarms Hembergen

Ems-Auen-Schutzkonzept

Silberweidenauwald im Frühjahr © Bezirksregierung Münster

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Im Zuge der Begradigung der Ems in den 1930er Jahren wurde zwischen Saerbeck und Hembergen eine etwa zwei Kilometer lange Emsschleife abgetrennt und so zum Altarm Hembergen. Ein Teil des abgeschnittenen Altverlaufes ist im Laufe der letzten 80 Jahre verlandet und hat sich zu einem der letzten Silber­weiden­auenwälder der Emsaue entwickelt. Dieser geschützte Lebensraum war auf jeden Fall zu erhalten.

Nach erfolgter Planfeststellung wurde 2016 damit begonnen, unter südlicher Umgehung dieses Auenwaldes im Einlaufbereich, der Ems ein neues, etwa 2.300 m langes Bett zu graben. Die Trasse folgt weitgehend dem Verlauf des historischen Altarms. Auch im Auslaufbereich wurde wieder ein komplett neues Flussbett angelegt. Ein Teil des vor 80 Jahren abgeschnittenen Altarms blieb hier als Rückzugsbereich für Still­gewässer­arten erhalten. Begleitende großzügige Sekundärauen und Flutrinnen runden das Konzept ab. Das neue Emsbett wurde, bis auf wenige Ausnahmen, nicht befestigt, so dass die Ausbildung naturnaher Ufer durch Entwicklungsprozesse der Ems erfolgen kann. Ihre Breite und Tiefe bestimmt die Ems in den nächsten Jahren selbst. Zusätzlich wurde eine große Menge an Totholz als Strukturelement in das Gewässer eingebracht.

Karte

Übersichtkarte © Bezirksregierung Münster

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Die Verlängerung des Emslaufs beträgt insgesamt ca. 1.000 m. Aus dem begradigten Emsverlauf wird sich zukünftig ein „Altarm“ entwickeln, der nur bei erhöhten Wasserständen der Ems durchströmt wird. Durch die Anhebung der Sohle in Teilbereichen wurden auch hier zusätzliche Strukturen wie Flachwasserbereiche, Kolke etc. initiiert.

Steilufer

Neues Steilufer (links) mit eingebautem Totholz © Bezirksregierung Münster

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Die Gewässerufer, die Sekundäraue und deren Böschungen stehen für die Entwicklung eines Ufer- und Auengehölzes über wertvolle Entwicklungsstadien mit Röhricht- und Hochstaudenfluren zur Verfügung. Verbleibende Grünlandflächen werden künftig als Mähwiese extensiv genutzt. Darüber hinaus entstand eine ca. 4,5 Hektar große Insel, auf der es künftig keinerlei Nutzung oder Eingriffe mehr geben wird.

Die Planfeststellung erfolgte im Dezember 2013. Für die Beschaffung der Flächen wurde ein Flurbereinigungsverfahren des Dezernates 33 der BR Münster durchgeführt, nach dessen Abschluss ca. 45 ha Auenfläche zur Verfügung standen. Mit dem Bau konnte im Oktober 2016 begonnen werden. Der Durchstich erfolgte im August 2018, die endgültige Fertigstellung wird nach Rekultivierung aller für die Baumaßnahmen in Anspruch genommen Flächen im Frühjahr 2019 sein.

Drohnenvideo

© Bezirksregierung Münster

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Neues Drohnenvideo vom Februar 2019

Die Ems hat im ehemaligen Altarm (wiederangeschlossen am 10.08.2018) schon eigenständig ihr Bett aufgeweitet, es sind weitere Steilufer in Prallhangbereichen entstanden, die Nistmöglichkeiten für Uferschwalbe und Eisvogel bieten. Sehr schön lässt sich auch die positive Wirkung des eingebauten Totholzes auf die Gewässerdynamik erkennen. In Totholzbereichen kommt es zu Auskolkungen und Anlandungsprozessen. Auch im Strömungsschatten von Inseln hat sich Sohlmaterial angelagert. So entstehen neue Uferbänke, die u.a. auch Lebensraum für Watvögel wie Austernfischer und Flussuferläufer darstellen können.

In der Summe wurden ca. 500.000 m³ Boden bewegt und die geschätzten Baukosten betragen 6,25 Millionen Euro. Der verwertbare Boden ging überwiegend in die Bauwirtschaft, Teile des Oberbodens auch in die landwirtschaftliche Nutzung. Ein im Westen verlaufender Weg sowie ein Informations- und Aussichtspunkt erschließen das Gebiet abschnittsweise für interessierte Bürger. Die Baustellenzufahrten im Rest des Geländes werden zum Schutz der Tier- und Pflanzenwelt wieder verschlossen und zurückgebaut.

Fazit

Mit dem Wiederanschluss des Altarms und den ergänzenden Maßnahmen im Bereich der Emsaue wurde ein weiterer von 17 geplanten Strahlursprüngen an der Ems „gebaut“. Ems und Emsaue wurden wieder in Verbindung gebracht. Die Umsetzung der Projektziele soll dazu beitragen, die Defizite für die Arten und Lebensräume des Gebiets weiter zu reduzieren. Durch die Umsetzung wird sich ein weiterer, heute naturferner Abschnitt von Ems und Aue naturnah entwickeln, um so die Anzahl der Lebensräume zu erhöhen, die Qualität vorhandener zu verbessern und einen weiteren wichtigen Trittstein im NATURA 2000 Biotopverbundsystem der Emsaue zu etablieren.

Auswirkungen auf die Lebensräume und Zielarten gemäß FFH-Richtlinie

Durch die verschiedenen Maßnahmen werden unter anderem die Lebensräume „Naturnaher Tieflandfluss“, „Auenwald“ und „Auenwiesen“ reaktiviert und damit gebietstypische Fischarten wie Bitterling, Bachneunauge, Koppe und Steinbeißer sowie Vogelarten wie Uferschwalbe, Eisvogel, Pirol, Nachtigall und Kiebitz gefördert. Durch die Umsetzung dieser Maßnahme wird der Ems im Raum Hembergen/Saerbeck die Möglichkeit gegeben, ihre Dynamik zu entfalten und sich wieder zu einem naturnahen Tieflandlandfluss zu entwickeln.

Das Projekt ist ein entscheidender Baustein für die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie an der Ems. Es ist ein weiterer Schritt auf dem Weg, die nach der Richtlinie geforderte Verbesserung des ökologischen Zustands der Ems zu erreichen.


Tierarten und ihre Lebensäume

Naturnaher Tieflandfluss: Fließgewässer mit Unterwasservegetation (Habitat 3260)**

  • Bitterling (Rodeus amarus)
  • Bachneunauge (Lampetra planeri)
  • Groppe (Cottus gobio)
  • Steinbeißer (Cobitis taenia)
  • Eisvogel (Alcedo atthis)

    Steilufer:
  • Uferschwalbe (Riparia riparia)
  • Eisvogel (Alcedo atthis)

    Flutmulden mit Röhricht:
  • Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus)

Natürliche eutrophe Altarme (Habitat 3150) *

  • Bitterling (Rodeus amarus)
  • Steinbeißer (Cobitis taenia)

Hartholzauenwald (Habitat 91F0)**

  • Pirol (Oriolus oriolus)
  • Nachtigall (Luscinia megarhynchos)

Weichholzauenwälder (Habitat 91E0)*

  • Pirol (Oriolus oriolus)
  • Nachtigall (Luscinia megarhynchos)

Magere Flachland-Mähwiesen (Habitat 6510)

  • Kiebitz (Vanellus vanellus)

* prioritäre Lebensräume
** im Plangebiet noch nicht vorhandene Lebensräume

Das Projekt „Reaktivierung des Ems-Altarms Hembergen“ in Stichpunkten:

Ziele

  • Laufverlängerung und Förderung naturnaher Laufentwicklung
  • Verminderung der Tiefenerosion
  • Wiederherstellung einer naturnahen Überflutungsdynamik innerhalb einer neuen Sekundäraue
  • Erhöhung der Strukturvielfalt des Fließgewässers und der Unterwasservegetation
  • Entwicklung einer natürlichen Ufer- und Auenvegetation
  • Erhaltung und Förderung der natürlichen Artenvielfalt in Fließgewässer- und Auen- und Stillgewässerlebensräumen

Planungsraum

  • 270 ha Untersuchungsraum der Umweltauswirkungen
  • Vorhandene Schutzgebiete: Natura 2000 Gebiet, Fauna-Flora-Habitat Lebensraum, Naturschutzgebiet und Überschwemmungsgebiet
  • Auenbreite im Planungsraum zwischen 500 und 1.500 m
  • Altarmlänge ca. 2.300 m, Laufverlängerung ca. 1.000 m
  • 1.300 m ausgebauter Emsverlauf verbleiben als Stillgewässer und Entlastungsgerinne
  • 360 m des Altarms verbleiben als Stillgewässer

Zeitplan

  • Antrag auf Planfeststellung Januar 2012
  • Planfeststellungsbeschluss Dezember 2013
  • Neubau, Ersatz Emsbrücke, Baustellenerschließung Herbst/Winter 2014/2015
  • 1. Baustellenabschnitt Herbst/Winter 2015/2016
  • 2. Bauabschnitt ab September 2016
  • Gesamtbauzeit geplant 4 Jahre bis 2019 (inkl. Abbruch alte Brücke, Rückbau Baustraßen, Rekultivierung)
  • Geschätzte Baukosten 6,25 Millionen Euro

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