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Shalom – jüdisches Leben heute!


Pop, Punk und die „Jewrovision“

Israel's Netta wins ESC 2018

Israel's Netta gewinnt den ESC 2018 © picture alliance / Jörg Carstensen/dpa / Jörg Carstensen

Spätestens jedes Jahr im Mai (zumindest außerhalb von Corona) fällt ganz Europa auf, wie viele gute, bunte und kreative Pop-Musiker Israel hervorbringt. Beim „Eurovision Song Contest“ spielt Israel seit 1973 ganz vorne mit – und hat ihn bereits viermal gewonnen: 1978 in Paris (Izhar Cohen & The Alpha-Beta, „A-Ba-Ni-Bi“) 1979 in Jerusalem (Gali Atari und Milk & Honey, „Hallelujah“), 1998 in Birmingham (Dana International, „Diva“) und zuletzt 2018 in Lissabon (Netta, „Toy“).

Was außerhalb der jüdischen Gemeinden in Deutschland kaum jemand kennt, ist die „Jewrovision“. 2002 als kleine Wochenend-Freizeit gestartet, ist die „Jewrovision“ heute der größte jüdische Gesangs- und Tanzwettbewerb Europas. Die Teilnehmenden sind Kinder und Jugendliche (zehn bis 19 Jahre), die gemeinsam mit dem Jugendzentrum ihrer jüdischen Gemeinde antreten. In normalen Jahren nehmen inzwischen rund 60 jüdische Jugendzentren mit rund 1200 Jugendlichen daran teil – und damit ist die „Jewrovision“ zugleich auch das größte jährliche Event der Jüdischen Gemeinden in Deutschland.

Zur Jury gehörte auch schon der Sänger und Schauspieler Gil Ofarim, den viele vor allem aus Fernseh-Shows kennen (2017 Sieger bei „Let’s Dance“, 2018 Sieger bei „Schlag den Star“, 2019 Platz 2 bei „The Masked Singer“ als „Grashüpfer“, 2020 Kandidat bei „Die! Herz! Schlag! Show!“). Gils Vater war der israelische Sänger Abi Ofarim, der zusammen mit seiner ersten Frau Esther zu den international bekanntesten Gesangs-Duos der Pop-Musik der 1960er Jahre gehörte.

Fast die gesamte Geschichte der Pop-Musik des 20. Jahrhunderts ist ohne jüdische Künstler*innen nicht denkbar: Irving Berlin, der 1942 „White Christmas“ schrieb, war einer der erfolgreichsten Songwriter seiner Zeit. Zur Welt kam er als Israel Isidore Beilin und war Sohn eines russischen Kantors. Wie bei Bob Dylan, Leonard Cohen oder Lou Reed, dem „Vater“ der US-Punk-Musik, spielen die familiären jüdischen Wurzeln in Irving Berlins Kompositionen aber fast gar keine Rolle (wie sie das bei erfolgreichen protestantischen oder katholischen Musiker*innen ja auch nicht tun).

Was diejenigen Pop-Musiker*innen, die ihr Jüdischsein offen ansprechen (so wie es zum Beispiel Amy Winehouse tat), manchmal verbindet, ist nicht ihre Musik. Vielmehr ist es die Erfahrung eines Lebens in einer Minderheiten- und Außenseiter-Position, teils von Verfolgung und Migration geprägt, am Rande von Mehrheitsgesellschaften (jedenfalls außerhalb Israels). Und nicht wenige beschreiben, wie dieses aufgezwungene Gefühl eines Andersseins verbunden ist mit Angst und Zorn auf der einen, aber auch mit Kreativität und Rebellion auf der anderen Seite. Daher verwundert es auch nicht, dass in allen avantgardistischen Musik-Stilen der vergangenen 100 Jahre immer jüdische Musiker*innen ganz vorn mitspielten.

Explizit „jüdische“ Musik gibt es natürlich auch, vor allem in den Gottesdiensten der Synagogen-Gemeinden, und die traditionelle bis folkloristische „Klezmer-Musik“ von Jüdinnen und Juden osteuropäischer Herkunft. Eine Besonderheit ist „Ladino“-Musik in einem uralten Dialekt spanischer Jüdinnen und Juden, der Sepharden, die am Ende des 15. Jahrhunderts aus Spanien vertrieben und ihre traditionelle Musik mit in ihre neuen Heimaten nahmen.

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