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Bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes im Lambertizimmer der Bezirksregierung Münster: (v.r.) Sharon Fehr, Regierungspräsidentin Dorothee Feller, Hartmut Dreier und Almuth Dreier. © Bezirksregierung Münster


23.02.2022
Hartmut Dreier und Sharon Fehr erhalten das Bundesverdienstkreuz

Sie setzen sich seit Jahrzehnten für ein tolerantes Miteinander von Christen, Juden und Muslimen in der Region ein: Hartmut Dreier aus Marl und Sharon Fehr aus Münster. Regierungspräsidentin Dorothee Feller hat ihnen heute (23.02.) in einer Feierstunde das Bundesverdienstkreuz am Bande überreicht.  

„Mit Ihrem Engagement haben Sie einen wichtigen Beitrag zur Verständigung, zur Versöhnung und zur Toleranz zwischen den verschiedenen Religionen beigetragen. Ihr Handeln ist Vorbild für viele Menschen. Durch Ihr Handeln ist es Ihnen gelungen, Vertreter/innen von verschiedenen Religionen in einen Dialog miteinander zu bringen und so Vorurteile abzubauen. Es ist mir eine große Freude, Ihnen heute in einem gemeinsamen Termin die Bundesverdienstkreuze am Bande verleihen zu dürfen“, sagte Regierungspräsidentin Dorothee Feller.

Hartmut Dreier aus Marl

Hartmut Dreier aus Marl war evangelischer Pfarrer und gehört zu den Pionieren des christlich-islamischen Dialogs. Aus der ursprünglich dialogischen Arbeit entstand ein Trialog zwischen Synagoge, Moschee und Kirche. Seit Jahrzehnten engagiert er sich für den interreligiösen Dialog.

Begonnen hat der heute 83-Jährige seine Arbeit als Studenten-Pfarrer an der Ruhr-Universität Bochum. Im Jahr 1977 wechselte er zur Evangelischen Kirchengemeinde Hüls in Marl und war dort bis zu seiner Pensionierung als Pfarrer tätig. Zusammen mit seiner Frau Almuth erkannte Hartmut Dreier schon früh, dass die Lebenswirklichkeit in dem Stadtteil stark vom Zusammenleben von Bergleuten mit und ohne Migrationshintergrund geprägt war. Um mehr miteinander ins Gespräch zu kommen, etablierten sie Ende der 70er Jahre in der Kirchengemeinde das bis heute bestehende „Internationale Frauenfrühstück“. Es ist ein beliebtes Angebot, das Gespräche von christlichen und muslimischen Frauen ermöglicht und die Integration in die Gesellschaft fördert.

Hartmut Dreier war in den 80er Jahren maßgeblich an der Gründung der „Christlich-Islamischen Arbeitsgemeinschaft“ (CIAG) in Marl beteiligt. Die CIAG dient als Gesprächsforum und Plattform für kulturelle Projekte und der Information über die beiden Religionen Christentum und Islam. Nach seiner Pensionierung steigerte er nochmals sein Engagement.
Als Befürworter der ersten Stunde macht er sich seit über 20 Jahren für das Abrahamsfest in Marl stark. Als Fest der Religionen organisiert er im Team mit rund 20 ähnlich Denkenden aus den drei Religionen jährlich eine Aktionswoche mit einer Vielzahl unterschiedlicher Veranstaltungen. Das Abrahamsfestmahl im Rathaus bildet den großen Abschluss der Aktionswoche, zu dem sich rund 350 Bürgerinnen und Bürger aus allen Religionen versammeln. Für das Abrahamsfest setzt sich neben der Kirchen- und Moscheegemeinde auch die Jüdische Gemeinde Recklinghausen und die Stadt Marl ein. Die Veranstaltungen richten sich vor allem an Kinder und Jugendliche und haben das Ziel, das Zusammenleben in religiöser Vielfalt zu fördern. Für dieses Projekt ist Hartmut Dreier maßgeblich verantwortlich. Sie organisieren für das Abrahamsfest eine Vielzahl von Vortrags- und Begegnungsveranstaltungen an verschiedenen Orten in der Stadt, vom Skulpturenmuseum bis zum Chemiepark. Dabei haben er und das Team immer den direkten Kontakt zu den Menschen aus den Moscheevereinen und der Jüdischen Kultusgemeinde Recklinghausen gepflegt.

Wichtig ist Dreier auch die Vernetzung der Dialogarbeit. Zum Beispiel werden andere Mitglieder der CIAG und er selbst häufig als Referenten angefragt, um über die Arbeit in Marl zu berichten. Zudem ist er seit 1984 aktives Mitglied der „Christlich-Islamischen Gesellschaft e.V. Köln“ und nimmt regelmäßig an den dortigen Aktivitäten teil. Das Engagement ist ehrenamtlich und geht weit über die ursprüngliche berufliche Tätigkeit hinaus.

Als Sachkundiger Bürger ist Dreier auch politisch für die Fraktion „Wählergemeinschaft - Die Grünen Marl“ aktiv. Bis heute gehört er dem Ausschuss für Kultur und Weiterbildung an. Mit einem Unterstützerkreis setzte er sich etwa zehn Jahre lang für den letztlich erfolgreichen Erhalt und Umbau der „Scharoun-Schule“ Marl ein. Es handelt sich um ein Beispiel herausragender moderner Architektur und des organhaften Bauens des Architekten Hans Scharoun, das heute unter anderem als Musikschule dient.

Sharon Fehr aus Münster

Sharon Fehr hat durch sein jahrzehntelanges Engagement im kirchlichen Bereich, insbesondere für die christlich-jüdische Zusammenarbeit, auszeichnungswürdige Verdienste erworben. Seit Jahrzehnten widmet er sich dem toleranten Miteinander der verschiedenen Religionen und engagiert sich gegen Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung. Der 72-Jährige ist Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Münster und des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe.

Geboren wurde Fehr in Augsburg. Nach seiner Ausbildung zum Konditor erwarb er auf dem zweiten Bildungsweg die Fachhochschulreife, um dann ein Studium der Heilpädagogik und Sozialarbeit zu absolvieren. Danach wanderte er nach Israel aus und arbeitete dort unter anderem in einem Kibbuz im Kinder- und Jugendhaus. Während seiner Zeit in Israel konvertierte Fehr zum Judentum und besuchte eine Schule für Neueinwanderer, um Hebräisch und den Talmud zu studieren. In den 80er Jahren kehrte er nach Deutschland zurück und war bis zu seiner Pensionierung als Bewährungshelfer beim Amts- und Landgericht Münster tätig.

Seit 1994 ist Sharon Fehr als ehrenamtlicher Vorsitzender der „Jüdischen Gemeinde Münster“ tätig. Diese Gemeinde hat er maßgeblich geprägt - und prägt sie noch heute. In der Phase großer Zuwanderungen von Jüdinnen und Juden aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion von 1989 bis 2006 hat Fehr die notwendigen strukturellen und organisatorischen Veränderungen der Gemeinde entscheidend gestaltet. Er hat die Voraussetzungen geschaffen, den Zuwanderern eine religiöse, kulturelle und soziale Heimat zu geben und sie in die jüdische Gemeinde zu integrieren. Darüber hinaus setzt er sich für sozial benachteiligte Menschen ein und vermittelt zwischen orthodoxen und liberalen Juden sowie Alteingesessenen und Zuwanderern.

Religion ist nach seiner Auffassung friedenstiftend und so sieht er seine Aufgabe im ständigen interreligiösen Dialog. Die Synagoge wird als offenes Haus angesehen, das auch für nichtjüdische Menschen kulturelle Veranstaltungen kostenlos anbietet, um so gefühlte Grenzen aufzuweichen und zu aufzuheben.

Im Jahr 2007 wurde Sharon Fehr in den Vorstand des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe gewählt. Seine Aufgaben bestehen unter anderem darin, die gemeinsamen Interessen der zehn jüdischen Gemeinden in Westfalen-Lippe gegenüber Behörden zu vertreten sowie die religiösen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Belange der Gemeinden zu wahren und zu fördern.

Darüber hinaus unterstützt Fehr die „Deutsch-Israelische Gesellschaft Münster“ (DIG) und die „Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Münster“, indem er beispielsweise Räumlichkeiten der Gemeinde für Vortrags- und Mitgliederversammlungen zur Verfügung stellt. Zudem engagiert er sich für den jährlichen „Israeltag der DIG“ in Münster im Festsaal der Jüdischen Gemeinde. Er macht sich auch für Ausstellungen stark, die Israel oder den Holocaust betreffe, und ist als Begleiter und Redner präsent.

Für seinen vorbildlichen bürgerschaftlichen Einsatz wurde Sharon Fehr 2003 mit der „Münster-Nadel“ ausgezeichnet.

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