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Regierungspräsident Andreas Bothe (l.) überreicht Prof. Dr. Hermann-Anders Korte aus Münster das Verdienstkreuz am Bande

Regierungspräsident Andreas Bothe (l.) überreicht Prof. Dr. Hermann-Anders Korte aus Münster das Verdienstkreuz am Bande © Bezirksregierung Münster


16.04.2024
Professor Dr. Hermann-Anders Korte aus Münster erhält Verdienstkreuz am Bande

Regierungspräsident Andreas Bothe verleiht Bundesverdienstkreuz

Münster. Eine große Ehre und zugleich eine verdiente Auszeichnung für Professor Dr. Hermann-Anders Korte aus Münster: Regierungspräsident Andras Bothe hat dem emeritiertem Professor der Soziologie heute (16. April) in den Räumlichkeiten der Bezirksregierung Münster das Bundesverdienstkreuz verliehen. Im Rahmen einer Feierstunde gratulierte der Regierungspräsident Prof. Dr. Korte herzlich und nannte den Münsteraner in seiner Laudatio „einen der bedeutendsten Soziologen unseres Landes.“

„Es ist mir wirklich eine besonders große Ehre, Ihnen hier und heute das Verdienstkreuz am Bande persönlich aushändigen zu dürfen“, sagte Regierungspräsident Andreas Bothe bei der Verleihung. „Was Sie jahrzehntelang in den Bereichen der Soziologie, Literatur und Wissenschaft mit Ihrem außergewöhnlichen Engagement geleistet haben, ist einzigartig. Ihr Wirken war und ist ein großer Gewinn für unsere Gesellschaft sowie für unser Land und wird noch sehr lange Zeit nachwirken.“

Der ausgebildete Sozialarbeiter Hermann-Anders Korte begann 1963 das Studium der Soziologie, Volkswirtschaftslehre und Sozio-Ethnologie an der damaligen Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster. Von 1969 bis 1974 war er an der neu entstehenden Universität in Bielefeld zunächst als Mitarbeiter beim Aufbau der Verwaltung und Bauplanung, später als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) tätig. 1970 promovierte er zum Thema: „Multifunktionaler Städtebau und politische Öffentlichkeit“. Von 1974 bis 1993 hatte er eine Professur mit dem Schwerpunkt „Stadt- und Regionalsoziologie“ an der Ruhr-Universität (RUB) Bochum inne. Er wurde 1994 als Professor für Stadtsoziologie an die Universität Hamburg berufen und war dort bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2000 wissenschaftlich tätig.

Im Wintersemester 1965/66 lernte Hermann-Anders Korte als wissenschaftlicher Mitarbeiter den jüdischen Soziologen Norbert Elias kennen, der eine Gastprofessur an der WWU Münster angenommen hatte. Norbert Elias war bis 1933 an der Universität Frankfurt tätig, bevor er über Paris nach Großbritannien ins Exil ging.

Aus der Bekanntschaft mit dem viel älteren jüdischen Gelehrten wurde eine enge Freundschaft und Lebensaufgabe für Professor Dr. Korte. Er unterstützte Norbert Elias bei einer Vielzahl persönlicher Belange. Norbert Elias lernte neue Menschen kennen, fand mit Unterstützung von Hermann-Anders Korte einen Weg zur Versöhnung und begann an sein deutsches wissenschaftliches Werk anzuknüpfen.

1983 richtete Norbert Elias, der viele Angehörige im Holocaust verloren und keine natürlichen Erben hatte, mit der Unterstützung von Professor Dr. Korte die Norbert-Elias-Stiftung Amsterdam ein. Der Träger des Verdienstkreuzes am Bande gehörte bis 2016 dem Vorstand der Stiftung an und übernahm ehrenamtlich die Verwaltung der literarischen Rechte. Er sammelte die verstreuten Besitztümer von Norbert Elias, optimierte Buchverträge, meldete Rechte und Ansprüche an und legte das Stiftungskapital gewinnbringend an.

Nach dem Tod von Norbert Elias im Jahr 1990 sorgte Hermann-Anders Korte dafür, dass der für die soziologische Wissenschaft so wichtige Nachlass inventarisiert und dem Deutschen Literaturarchiv zugänglich gemacht wurde. Er rief 1995 gemeinsam mit dem Deutschen Literaturarchiv ein Stipendienprogramm der Stiftung für Norbert-Elias-Forscherinnen und Forscher ins Leben. Professor Dr. Korte trug maßgeblich dazu bei, dass die Werke von Norbert Elias weltweit Beachtung finden und heute als Klassiker der Soziologie gelten.

Hermann-Anders Korte selber lieferte der Soziologie unter anderem in den Bereichen Migrationsforschung und Stadtsoziologie wichtige Impulse. In seinen diversen akademischen Ämtern als Prorektor, Dekan und Institutsdirektor engagierte er sich für eine Erneuerung der deutschen Universitäten. Er gilt als durchsetzungsstark und beharrlich, ist aber zugleich tolerant und offen für jede Form der wissenschaftlichen Vielfalt. Er war ein wichtiger Mentor und Wegbegleiter zahlreicher junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, hatte stets ein offenes Ohr für deren Forschungen und unterstützte sie selbstlos, ohne den Freiraum für eine individuelle Schwerpunktsetzung zu beschneiden.

Lange bevor es ein politisches Anliegen wurde, förderte er Nachwuchswissenschaftlerinnen an den Universitäten in Bochum und Hamburg. Viele Frauen aus seinem wissenschaftlichen Nachwuchs wurden auch dank ihm in eine Professur berufen.

2004 wurde Professor Korte Schatzmeister des „PEN-Zentrums Deutschland“. Die Autorenorganisation befand sich zu diesem Zeitpunkt in einer problematischen finanziellen Situation. Mit großem Geschick schaffte er es durch das Einwerben von Spenden, den Verein wieder auf eine solide finanzielle Basis zu stellen. 2011 trat er von seinem Amt als Schatzmeister zurück, blieb dem PEN-Zentrum aber als Kassenprüfer erhalten, bis er 2018 erneut das Amt des Schatzmeisters übernahm, das er bis zum heutigen Tag ausübt.

Große Verdienste hat er sich beim PEN-Zentrum Deutschland auch durch die Organisation und Durchführung des Internationalen PEN-Kongresses in Berlin 2006, durch Lesungen, Schulprojekte und Literaturveranstaltungen anlässlich des Projekts „Ruhr 2010-Kulturhauptstadt Europa“ und durch die Mitgestaltung bei der Gründung der Stiftung „Freiheit des Wortes“ erworben. Er wirkte jahrelang ehrenamtlich in vielen anderen Stiftungen, unter anderem in der Friedrich-Ebert-Stiftung Berlin und der Körber-Stiftung Hamburg mit.

Bei Wissenschaftlern im In- und Ausland genießt Hermann-Anders Korte höchste Wertschätzung. Er trug sowohl als Person, als auch durch die von ihm vertretenen Forschungsthemen dazu bei, dass Deutschlands kultureller Beitrag verbreitet und gewürdigt wird.

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