Friedenstüchtig werden
Jahrgangsstufen 1 – 13
Seit Menschen Kriege führen, dokumentieren sie dies. Über Jahrhunderte sind so Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen von Schlachten rund um die Welt entstanden. Mit der Erfindung der Fotografie ist eine neue Art der Bildberichterstattung hinzugekommen, die vermeintlich eine andere Qualität als Zeitzeugnis verspricht. Entsprechend haben sich Frauen und Männer ab der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute auf die Schlachtfelder dieser Erde begeben, um die grausame Wirklichkeit von Kriegen festzuhalten. Einige Fotos haben sich in unser gemeinsames Gedächtnis eingebrannt und so eine traurige Berühmtheit erlangt, wie beispielsweise die Bilder aus dem Film „20 Days in Mariupol“, für die Mstyslav Chernov 2024 einen Oscar erhielt.
Zwei der bekanntesten Kriegsfotografinnen und -fotografen der Geschichte sind der als Endre Ernö Friedmann in Budapest geborene Robert Capa und seine Partnerin Gerda Taro, Tochter eines aus Ostgalizien nach Deutschland migrierten jüdischen Kaufmanns. Beide bezahlten ihren Einsatz mit dem Leben: Gerda Taro wurde im Spanischen Bürgerkrieg von einem Panzer überrollt, und Robert Capa, einer der Gründer der vielleicht berühmtesten Fotoagentur Magnum, trat in Französisch-Indochina auf eine Antipersonen-Mine. Ihr fotografisches Werk ist Appell an die gesamte Menschheit dafür, es statt mit Kriegstüchtigkeit endlich einmal mit dauerhafter Friedenstüchtigkeit zu versuchen.
Liebe Schülerinnen und Schüler,
Krieg verändert alles – Menschen, Orte, Geschichten. Er hinterlässt Spuren, die weit über die Schlachtfelder hinausreichen. Die Aufgabe der Kriegsfotografie ist es, diese Realität einzufangen, um die Welt daran zu erinnern, dass hinter jeder Zahl, hinter jedem Bericht, ein Mensch steht – mit Hoffnungen, Ängsten und einer Geschichte, die nicht vergessen werden darf.
In einer Zeit, in der Bilder oft schneller konsumiert als verstanden werden, ist es umso wichtiger, sich bewusst mit dem auseinanderzusetzen, was wir sehen. Kriegsfotografie ist nicht nur Dokumentation, sie ist auch eine Mahnung. Sie zeigt uns, was auf dem Spiel steht, wenn wir Frieden verlieren – und wie dringend wir ihn bewahren müssen.
Ich lade euch ein, dieses Thema kreativ zu erforschen, Fragen zu stellen und eure eigene Sichtweise einzubringen. Eure Kunst, eure Worte, eure Bilder können eine Stimme für diejenigen sein, die oft ungehört bleiben. Und vielleicht ist genau das der erste Schritt, um „friedenstauglich“ zu werden.
Mit den besten Wünschen für euren kreativen Weg,
Mstyslav Chernov
Mstyslav Chernov ist ein ukrainischer Filmemacher, Kriegsberichterstatter, Videofilmer, Fotograf, Fotojournalist und Romanautor. Seine Arbeiten, die reales Kriegsgeschehen zeigen, sind unter anderem mit einem Pulitzer-Preis und einem Oscar ausgezeichnet. Informationen gibt es auf www.mstyslav.com
Ihr seid gefragt Eure Aufgaben
Jahrgangsstufen 1 – 4
- Denkt darüber nach, was für euch Frieden bedeutet. Welche Bilder und Symbole stehen für Frieden?
- Gestaltet ein Bild zum Thema Frieden.
- Schickt uns euer Bild.
Jahrgangsstufen 5 – 8
- Schaut euch Fotos von Robert Capa und Gerda Taro an. Ihr seht, dass viele Fotos nicht gestellt wirken, sondern den Kriegsalltag festhalten. Vorsicht: Manche der Fotos sind nicht leicht zu ertragen!
- Erstellt nun selbst ein Foto – aber kein Kriegsfoto, sondern ein FRIEDENSFOTO. Überlegt wie Frieden auf einem Foto sichtbar werden kann. Überlegt genau, was ihr fotografieren möchtet, welchen Hintergrund das Bild haben soll, ob ihr Farbe oder Schwarz-Weiß wählt.
- Erläutert euer Foto und eure Botschaft dahinter.
- Schickt uns euer Foto und eure Erläuterung.
Jahrgangsstufen 9 – 13
- Schaut euch Fotos von Robert Capa, Gerda Taro, Mstyslav Chernov und anderen Kriegsfotografen und -fotografinnen an. Was macht die Fotos besonders? Vorsicht: Manche der Fotos sind nicht leicht zu
ertragen! - Sucht ein Foto, das Menschen in Kriegsgebieten oder auf der Flucht zeigt, das euch beeindruckt oder besonders fesselt. Reagiert nun auf dieses Foto, indem ihr
– das Foto durch Collagetechnik weiterbearbeitet und ihm so eine neue Botschaft verleiht
ODER
– selbst zum Fotografen oder Fotografin werdet und ein Antwortfoto erstellt. Euer Foto soll eine Reaktion aus eurer heutigen Sicht auf das gewählte Foto sein. Dies kann eine Friedensbotschaft sein oder Betroffenheit ausdrücken. - Erläutert eure Idee, den Entstehungsprozess und das Ergebnis eurer Arbeit.
- Schickt uns euer Foto und eure Erläuterung.
Fachbereiche
Kunst, Darstellen und Gestalten, Geschichte, Sachunterricht, Religion, Philosophie (auch fächer- und jahrgangsstufenübergreifend)
Arbeitsformen
Einzelarbeiten, Gruppenarbeiten, Partnerarbeiten, Facharbeiten (siehe Projekt 6.1)