Bezirksregierung
Münster

Zuliefergebiet Lippe und Rheingraben-Nord

Zuliefergebiet Lippe und Rheingraben-Nord

Das im Zuständigkeitsbereich der Bezirksregierung Münster liegende Zuliefergebiet Lippe setzt sich vor allem aus dem Lippegebiet von Dorsten bis Lünen und den von Norden zufließenden Hauptzuläufen Stever und Heubach zusammen. 

Das Lippegebiet von Dorsten bis Lünen umfasst den rund 60 km langen Flusslauf der Lippe und mehrere Zuläufe mit einer Fläche von rund 750 km². Die Stever bildet mit ihren zahlreichen Nebenbächen ein rund 260 km langes Netz von berichtspflichtigen Gewässern in einer Fläche von 618 km². Das Heubachgebiet weist eine Fläche von 295 km² und 95 km berichtspflichtige Gewässer auf. 

Das Zuliefergebiet zum Rheingraben-Nord wird im Regierungsbezirk Münster durch die Oberläufe vom Rotbach und Schwarzen Bach gebildet, die im Regierungsbezirk Düsseldorf dem Rhein zufließen. 

Im Zuliefergebiet Lippe und Rheingraben-Nord stimmt sich die Bezirksregierung Münster mit den jeweils federführend für die Teileinzugsgebiete zuständigen Bezirksregierungen Arnsberg und Düsseldorf ab. 

Gebietsbeschreibung 

Stever- und Heubachgebiet 

Die beiden Stever- und Heubachgebiete sind ländlich strukturiert. Rund zwei Drittel der Flächen sind Ackerflächen oder Grünland, ein Fünftel bzw. ein Viertel der Fläche ist bewaldet. Gleichwohl fließen die Gewässer in den größeren Kommunen auch durch urban geprägte Gebiete. Die Gewässer im Einzugsgebiet von Stever und Heubach wurden zugunsten der verschiedenen Nutzungen eingefasst, begradigt oder in den Städten zum Teil verrohrt.  

Im Stever-Einzugsgebiet liegen auch der Halterner und der Hullener Stausee. Die beiden Talsperren werden von der Gelsenwasser AG zur Trinkwassergewinnung genutzt und versorgen mehr als eine Million Menschen im westlichen Münsterland und nördlichen Ruhrgebiet. Gleichzeitig wird der Halterner Stausee intensiv für Freizeitaktivitäten genutzt. 

Im Stever- und Heubach-Gebiet sind die Mehrzahl der Oberflächenwasserkörper als „erheblich verändert“ eingestuft. Die erheblichen hydromorphologischen Defizite resultieren aus dem Ausbau der Fließgewässer und mangelnder Durchgängigkeit aufgrund von Querbauwerken sowie aus stofflichen Belastungen infolge diffuser und punktueller Einträge. Stauhaltung und mangelnde Beschattung führen in Kombination mit dem großen Nährstoffdargebot häufig zu Sekundäreffekten wie starken Schwankungen in Sauerstoffgehalten und im pH-Wert, die eine zusätzliche Belastung für die Gewässerorganismen darstellen. 

Lippegebiet von Dorsten bis Lünen 

Das Lippegebiet von Dorsten bis Lünen ist durch Bergsenkungen aus dem Steinkohlenbergbau geprägt, die die Eindeichung der Lippe über rund 30 km Flusslänge zur Folge hatten, um den Wasserabfluss zu gewährleiten. Auch zahlreiche Poldergebiete, Industrieansiedlungen und Anlagen der Energieversorgung prägen das dicht besiedelte Gebiet. Die Lippe wird intensiv genutzt und liefert Brauchwasser für Industrie und Gewerbe sowie Kühlwasser für Kraftwerke. Gleichzeitig nimmt sie das gereinigte Abwasser von Kläranlagen und das salzhaltige Grubenwasser des Bergbaus auf. 

Ungefähr 44 % der Fläche sind Ackerflächen und Grünland, 28 % sind bewaldet und rund 24 % der Fläche ist bebaut. Im Lippegebiet von Dorsten bis Lünen sind rund die Hälfte der Gewässer als erheblich verändert bzw. künstlich eingestuft. Die erheblichen Veränderungen der Gewässer spiegeln sich in den biologischen Lebensgemeinschaften wider. Neben den hydromorphologischen Defiziten und stofflichen und hydraulischen Belastungen aus Siedlung, Landwirtschaft, Industrie und Verkehr wirken sich das zeitweise Trockenfallen in einigen Lippezuflüssen und die Aufwärmung der Lippe negativ auf die Lebensgemeinschaften aus. 

Gewässerentwicklung  

In den letzten Jahren wurden verschiedene Maßnahmen umgesetzt. Beispielhaft für das Stevergebiet seien genannt die Herstellung der Durchgängigkeit und ökologische Verbesserung der Stever in Senden („Lebendige Stever“) und Olfen (Steverauen und Füchtelner Mühle) und die ökologische Verbesserung des Helmerbachs in Senden. Am Kleuterbach in Dülmen-Karthaus und am Nonnenbach in Nottuln wurde die Durchgängigkeit für Gewässerorganismen an einigen Mühlenstandorten wiederhergestellt. 

Im Lippegebiet basieren die Maßnahmen auf den im Lippeauenprogramm formulierten Entwicklungszielen für die Lippe wie die Verbesserung der Struktur- und Artenvielfalt durch natürliche Prozesse oder durch Extensivierung der Nutzungen. Für die Umsetzung verantwortlich sind der Lippeverband zusammen mit dem Land Nordrhein-Westfalen, die Wasser- und Bodenverbände und die Kommunen. Der Kreis Recklinghausen fördert durch Uferentfesselung und fortlaufenden Totholzeinbau z.B. am Wienbach und Rhader Bach die eigendynamische Gewässerentwicklung. 

Ein Projekt aus dem Programm Lebendige Lippe ist die Renaturierung „Fluss- und Auenentwicklung der Lippe" bei Haus Vogelsang in Datteln und Olfen, das im Sommer 2020 abgeschlossen wurde und über 5 km Gewässerstrecke eine naturnahe Flusslandschaft geschaffen hat. Auch der Mündungsbereich des Dattelner Mühlenbaches in die Lippe wurde vom Lippeverband neugestaltet, nachdem der Bach von der Einleitung der Kläranlage freigestellt wurde. Diese und weitere Maßnahmen im „Programm Lebendige Lippe“ finden Sie auf der Internetseite des Lippeverbandes. 

Besuchen Sie auch unsere Bildergalerie, um sich weitere Beispiele für umgesetzte Maßnahmen im Zuliefergebiet Lippe anzusehen.