Regierungspräsident Andreas Bothe überreicht Bundesverdienstkreuz an Hans-Peter Boer
Münster/Nottuln. Eine besondere Auszeichnung für jahrzehntelanges Engagement in der Heimat- und Kulturpflege: Heute (18. Dezember) überreichte Regierungspräsident Andreas Bothe im Lambertizimmer der Bezirksregierung Münster das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Hans-Peter Boer aus Nottuln.
„Herr Boer, Sie haben über Jahrzehnte die Geschichte, Kultur und Sprache unserer Heimat lebendig erhalten und mit großem Engagement einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Mit Ihrer Arbeit verbinden Sie fundierte Expertise mit einer beeindruckenden Begeisterung für die Region“, betonte Regierungspräsident Bothe während der Feierstunde.
Engagement für Ortsgeschichte, Denkmalpflege und regionale Kultur
Als Sohn einer alteingesessenen Bäckerfamilie interessierte sich Hans-Peter Boer bereits in jungen Jahren für die Geschichte Nottulns und des Münsterlandes, insbesondere für die Orts- und Siedlungsgeschichte. Von 1969 bis 1974 wirkte er als sachkundiger Bürger im Ausschuss für die Erstellung neuer Ortsprospekte und von 1974 bis 1999 engagierte er sich in verschiedenen Ausschüssen, unter anderem für Fremdenverkehr, Landschaftspflege, Umwelt, Bauen, Planen und Kultur.
Im Rahmen der Stadtsanierung 1976/1977 initiierte Hans-Peter Boer gemeinsam mit Freunden die Aktion „Eine Zukunft für Nottulns Vergangenheit“. Auf Basis eines von ihm erstellten Häuserregisters von rund 120 historischen Besitztümern entstand eine Denkmalliste für Nottuln, die zu einer behutsamen Ortskernentwicklung unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes beitrug. Dank seines Einsatzes wurde der barock geprägte Ortskern von Nottuln erhalten und die Einwohner:innen für die historische Bedeutung ihrer Heimat sensibilisiert.
Des Weiteren setzte sich Hans-Peter Boer intensiv für die Pflege des regionalen Brauchtums ein. Er erforschte die Geschichte des Nottulner Martinimarktes und trug dazu bei, diesen wiederzubeleben und zu einem herausragenden Volksfest im Münsterland zu entwickeln. Bis heute vermittelt er seine umfangreichen Kenntnisse bei Ortsführungen an Bürger:innen sowie Besucher:innen der Gemeinde.
Seit 1976 ist Hans-Peter Boer zudem im Kreisheimatverein Coesfeld e. V. aktiv und als ehemaliger erster Vorsitzender heute Ehrenvorsitzender des Vereins.
Publikationen und künstlerische Projekte
Hans-Peter Boers Publikationstätigkeit reicht von wissenschaftlichen Aufsätzen über Text-Bild-Bände zu Höfen, Burgen und Landschaften des Münsterlandes bis hin zu Regionalkrimis um „Kommissar Kattenstroth“. Er war Drehbuchautor des Theater-Spektakels „Vivat Pax“, das seit 2017 die traditionellen Aufführungen des Stadtheimatbundes Münster zum Westfälischen Frieden dramaturgisch bereicherte.
Seine historischen Romane „Lüninge“ und „Niewweltieden“ verbinden sachgerechte historische Forschung mit erzählerischer Darstellung. Das zuletzt erschienene Werk in niederdeutscher Mundart wurde zudem als Hörspiel für den Rundfunk aufbereitet.
Förderung der niederdeutschen Sprache
Im Rahmen seiner jahrzehntelangen Förderung der niederdeutschen Sprache war Hans-Peter Boer Mitinitiator eines Schulversuchs zu Niederdeutsch im Unterricht und setzte sich maßgeblich für die Entwicklung von Unterrichtsmaterialien ein. Im Jahr 2013 half er dabei, die niederdeutschen Hörspielschätze des WDR-Archivs über eine CD-Edition einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Außerdem stiftete er seine private Westfalica-Bibliothek dem Heimatverein Asbeck.
Darüber hinaus war Hans-Peter Boer von 2018 bis 2021 Vorsitzender des Rottendorf-Ausschusses des Westfälischen Heimatbundes e.V. (WHB). 2019 wurde er zum Vorsitzenden des Beirates für die niederdeutsche Sprache und Heimat beim Landesministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung berufen, 2020 übernahm er die stellvertretende Leitung des „Forums Niederdeutsch" beim WHB.
Berufliche Laufbahn
Neben seinem beeindruckenden ehrenamtlichen Engagement war Hans-Peter Boer nach seinem Lehramtsstudium an verschiedenen Schulen im Münsterland als Deutsch- und Geschichtslehrer tätig. Von 1982 bis 1985 leitete er das Mühlenhof-Museum in Münster und im Jahr 2005 wurde er Kulturdezernent der Bezirksregierung Münster.
Seit 2014 befindet sich Hans-Peter Boer zumindest beruflich im Ruhestand, wird jedoch nicht müde, sein umfangreiches Wissen über Geschichte, Kultur und Heimatpflege im Münsterland weiterzugeben und sich tatkräftig für die Förderung von Brauchtum, Sprache und regionaler Kultur einzusetzen.