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Entlastungsmöglichkeiten im Schulalltag
Zusammenarbeit in der Schule
Problem / Beispiel
Ein angespanntes soziales Klima in der Schule, im Kollegium oder zwischen Lehrkräften und Schulleitung, kann zu erheblichen Belastungen führen.
Ungelöste Konflikte zwischen Kolleginnen und Kollegen führen auf Dauer zu Stress, es entwickeln sich persönliche Befindlichkeiten, eine konfliktbelastete Kommunikation, und es wird immer schwieriger, die Situation zu bewältigen.
Tipp / Good Practice
Grundsätzlich führt in allen Schulsituationen ein freundlicher und wertschätzender Umgang sowie eine wohlwollende Grundstimmung präventiv zu einem positiven Schulklima. Transparenz, Partizipation, Gleichbehandlung und Zuverlässigkeit sowie ein vertraulicher Umgang mit persönlichen Informationen sind ebenso unabdingbar. Auch Organisationsfähigkeit, verlässliche Planungen und gepflegte Schulgebäude und Räume leisten ein Übriges. Nicht zuletzt Maßnahmen zur Förderung der Teamentwicklung, förderliche Strukturen für Teamarbeit und der verlässliche und vertrauensvolle Umgang mit den schulischen Gremien tragen zu einem positiven Schul- und Arbeitsklima bei.
Die Zusammenarbeit in der Schule kann zudem zu Entlastung führen, wenn Multiprofessionalität kompetenzorientiert genutzt wird und durch die Wertschätzung unterschiedlicher Professionen Aufgaben und Arbeiten in gemeinsamer Verantwortung angegangen werden.
Zusammenarbeit in der Schule
Kommunikation/ Wertschätzung
In Schulen mit Problemlagen, wie zum Beispiel einem hohen Krankenstand, könnte sich anbieten, im Sinne einer Checkliste zu prüfen, ob die nachfolgenden Überlegungen in der Schule bereits verankert sind:
Das A und O eines guten Arbeitsklimas ist eine „gelebte“ interne Kommunikation. Um Klatsch und Geschwätzigkeit geht es natürlich nicht, sondern um Informationsfluss und Beziehungspflege. Diese umfasst sowohl den informellen Austausch, z. B. in der Pause unter Kollegen, als auch den gezielten Informationsfluss und die Diskussion im Rahmen der täglichen Arbeit.
Konkrete Maßnahmen seitens der Schulleiterin bzw. des Schulleiters zur Gestaltung einer offenen und wertschätzenden Kommunikation können zum Beispiel sein:
- Anwesenheit im Lehrerzimmer während der Pausen
- Offene Tür der Schulleiterin bzw. des Schulleiters im Schulalltag
- Regelmäßige Sprechstunden der Schulleitung für Lehrkräfte und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
- Regelmäßiger Austausch zwischen Schulleitung und Lehrerrat
- Personalgespräche nach Vereinbarung in ruhiger Atmosphäre unter vorheriger Nennung des Themas und nicht „zwischen Tür und Angel“
- Möglichkeit, bei Gesprächen Dritte hinzuzuziehen
- Offener Umgang mit Belastungen und Einschränkungen
Transparenz
Transparenz ist im Umgang mit bzw. unter allen Kolleginnen und Kollegen wichtig: Es ist deshalb empfehlenswert, jede Entscheidung transparent zu begründen und zu erläutern.
Deshalb ist es auch in der Schule von hoher Bedeutung, dass alle Entscheidungen, Aufträge und Fragen transparent und klar an alle Beteiligten vermittelt werden. Dies gilt im schulischen Bereich insbesondere für die Aufgabenverteilung, die Unterrichtsverteilung, die Verteilung der Entlastungsstunden und Auswahlentscheidungen.
Hilfreich ist hier, wenn die Aufgabenverteilung, Aufgabenbereiche und (neue) Verantwortlichkeiten allen Kolleginnen und Kollegen jederzeit transparent sind und Informationsquellen zugänglich gemacht werden durch Aushänge, Rundmails, digitale Handbücher, o.Ä.
Partizipation/Gesunde Führung
Das Schulleitungshandeln umfasst viele Prozesse, die täglich in Schulen zu bewältigen sind. Es ist die Aufgabe der Schulleitung, die Schule im Rahmen der Rechts- und Verwaltungsvorschriften, der Weisungen der Schulaufsichtsbehörden sowie der Konferenzbeschlüsse und der Vorgaben des Schulträgers in äußeren Schulangelegenheiten zu leiten (vgl. § 20 Abs. 1 ADO NRW, § 59 SchulG NRW).
Partizipation, Delegation und Transparenz sollten die Zusammenarbeit und systematische Kooperation aller an Schule Beteiligten prägen. Die Lehrkräfte erfahren so die Möglichkeit zur Mitwirkung und zu eigenverantwortlichem Arbeiten.
Die Bezirksregierung Münster bietet Workshops „Gesunde Führung“ an, jährlich wird für neue Schulleitungen der Einstiegsworkshop wiederholt, ab 2020 wird es Vertiefungsworkshops geben.
Empfohlen wird Schulleitungen auch, sich ein Schulleitungsnetzwerk aufzubauen und gemeinsam auf die eigene Gesundheit zu achten.
Darüber hinaus macht die Bezirksregierung Münster verschiedene Angebote zum Arbeits- und Gesundheitsschutz. Fortbildungsangebote, Teilhabegespräche mit den (schwer-)behinderten Kolleginnen und Kollegen sowie das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) als Chance für gesunde Lösungen zum Wohle der Lehrkraft und damit auch der Schule sind wirksame Maßnahmen.
Bei Bedarf kann eine schulinterne Lehrerfortbildung (SchiLF) zum Thema „Verbesserung der Kooperation zwischen den Beschäftigten“ gestaltet werden mit dem Ziel, transparente und gleichmäßige Verteilung und Zuweisung von Zuständigkeiten und Aufgabenschwerpunkten innerhalb des Kollegiums zu erreichen.
Zuverlässigkeit
Zuverlässigkeit hat einen hohen Stellenwert. Meist sind es die Kolleginnen und Kollegen, auf die wir uns wirklich verlassen können, die wir im Job für kompetent und freundlich zugleich halten.
Auch Schulleitungen sind regelmäßig von zuverlässigen Lehrkräften – und umgekehrt – begeistert, denn sie wissen genau, dass eine wichtige Aufgabe auch zur vollsten Zufriedenheit erledigt wird. Zuverlässigkeit vermittelt ein Gefühl der Sicherheit, schafft Vertrauen und reduziert Stress.
Deshalb ist es für alle Beteiligten bedeutsam, dass man nicht voreilig Zusagen macht, die später nicht eingehalten werden können, und dass man den Überblick über die eigenen Absprachen, Versprechen und Verpflichtungen behält.
Organisation
Arbeits- und Verfahrensabläufe gut zu strukturieren, ist für Lehrkräfte ebenso wie für Schulleiterinnen und Schulleiter wichtig, weil dies langfristig zu Verlässlichkeit und damit auch zu Entlastung führen kann.
Aufgabe der Schulleitung ist es, die Aufgaben der Schule unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen in angemessener Zeit sachgerecht zu lösen und dabei klare Prioritäten zu setzen, Verantwortlichkeiten in der Schule eindeutig abzustecken, komplexe Arbeitsabläufe in der Schule zu überblicken und diese effektiv zu organisieren, den Arbeitsprozess zu strukturieren und ggf. Aufgaben zu delegieren.
Ein mit dem Kollegium erarbeitetes Teilzeitkonzept, eine verlässliche Stundenplan- und Vertretungsplangestaltung, eine langfristige Projektplanung, die auch Belastungsspitzen berücksichtigt und Prioritäten setzt, können eine Grundlage für ein angenehmes Schulklima sein. Sie setzen auf der anderen Seite voraus, dass die Kolleginnen und Kollegen entsprechende Absprachen ernst nehmen, im Alltag umsetzen und sich um einen systemischen Blick auf die Schule in ihrer ganzen Komplexität bemühen.
Multiprofessionelle Zusammenarbeit
Das Ziel, Schülerinnen und Schüler in ihrer Entwicklung sowohl präventiv als auch kompensatorisch zu unterstützen, kann nur durch eine fachlich fundierte, langfristig abgesicherte Zusammenarbeit erreicht werden, bei der alle Beteiligten ihre spezifischen Kompetenzen und Methoden gleichberechtigt einbringen.
Die verlässliche Zusammenarbeit unterschiedlicher Berufsgruppen erfordert einen sicheren konzeptionellen und organisatorischen Rahmen. Die Arbeitsbedingungen beispielsweise der Sozialpädagoginnen und -pädagogen, der Sozialarbeiterinnen und -arbeiter oder der Sonderpädagoginnen und -pädagogen sind im Rahmen ihrer Möglichkeiten durch die Schulleitung so zu gestalten, dass effektive Kooperationsmodelle und personelle Kontinuität gewährleistet sind.
Regelmäßiger Austausch, Reflektion, gemeinsame Fortbildung und die Klärung von Zuständigkeiten sind Gelingensbedingungen für eine wirksame Zusammenarbeit
Zusammenarbeit mit / in schulischen Gremien
Information und Beteiligung der schulischen Gremien, Delegation von Aufgaben an unterschiedliche Personen, Rückgriff auf die Fähigkeiten aller, indem z.B. Aufgaben innerhalb des Kollegiums „ausgeschrieben“ werden, sind zentrale und erfolgversprechende Elemente der Partizipation.
Bei Bedarf kann eine schulinterne Lehrerfortbildung (SchiLF) zum Thema „Verbesserung der Kooperation zwischen den Beschäftigten“ gestaltet werden mit dem Ziel, transparente und gleichmäßige Verteilung und Zuweisung von Zuständigkeiten und Aufgabenschwerpunkten innerhalb des Kollegiums zu erreichen.
Wie funktioniert multiprofessionelle Zusammenarbeit?
Multiprofessionelle Zusammenarbeit leistet einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Bildungsbedingungen für Kinder und Jugendliche – aber auch zur Entlastung der einzelnen Teammitglieder. Um zu einer Entlastungsfunktion zu kommen, sind verlässliche Unterstützung und verbindliche Strukturen für Teamarbeit unerlässlich:
- Zeitressourcen sind eine wichtige Grundlage, damit sich eine neue Arbeitsstruktur und ein professioneller Austausch der Akteure etablieren.
- Kooperationszeiten werden im Stundenplan bzw. in der Taktung der Schule fest verankert, direkte Kommunikation/Interaktion wird durch ein verbindliches Kooperationszeitmodell unterstützt.
- Alle Teammitglieder haben eine gemeinsame Verantwortung für Schülerinnen und Schüler. Sie beschränken ihre Leistung jedoch auf das, was ihrer Profession entspricht, und bringen ihre berufsspezifische Ressource ein.
- Gemeinsame Konzeptarbeit (Förderkonzepte, Übergangsgestaltung, Zusammenarbeit mit Eltern…) ist das Fundament für gelingende multiprofessionelle Zusammenarbeit.
- Multiprofessionalität und die Erarbeitung eines Teamkonzeptes ist ein Schwerpunkt der Schulentwicklung/Schulprogrammarbeit (Ziel: „Wir und unsere Schule“ statt „Ich und meine Klasse“).
- Fortbildungsangebote und externe Beratung (u.a. in den Bereichen Kommunikation, Teamarbeit, Konfliktlösung und Feedback) sind wichtige Gelingensbedingungen für die Implementierung einer entlastenden Multiprofessionalität.
- Steuergruppen und Jahrgangsteams sollten multiprofessionell besetzt sein.
- Multiprofessionalität braucht Raum – das gilt nicht nur im übertragenen, sondern auch im eigentlichen Sinn: Ein Arbeitsraum und die Gestaltung des (Förder-) Raumes als dritter Lernfaktor und Bestandteil der Lernkultur sind nicht nur ein Qualitätsmerkmal, sondern auch ein Zeichen der Wertschätzung.