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Europa und Wirtschaft


INTERREG-Projekt Grenzinfopunkt EUREGIO ab 2019
Gelebtes Europa in Gronau

Gruppenfoto

Linda Blom (l.) und Sonja Adamsky (r.) von der Beratungsstelle Grenzinfopunkt EUREGIO in Gronau. © Bezirksregierung Münster

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 „Das ist gelebtes Europa. Man sieht, wie sich bei manchen Kunden der Gesichtsausdruck verändert, wenn sie realisieren, welche Bedeutung Europa hat,“ sagt Sonja Adamsky. Die Gronauerin ist Beraterin der EUREGIO und informiert Interessierte zu den Themen Arbeiten, Wohnen und Studieren in der Grenzregion.

Die Beratung ist Teil des neuen INTERREG V A-Projektes Grenzinfopunkt EUREGIO und löst das vorherige Projekt „Unlock“ ab. Der Grenzinfopunkt wird ab Januar 2019 durch die Bezirksregierung Münster im Rahmen des INTERREG-Programms mit über 100.000 Euro erneut unterstützt. Diese Förderung sichert das Projekt für die nächsten zwei Jahre. Auch eine langfristige Finanzierung scheint gesichert. Das Land NRW hat mit den Niederlanden vereinbart, die Grenzinfopunkte auch nach 2020 mitzufinanzieren.

Der Grenzinfopunkt ist eine bei der EUREGIO in Gronau angesiedelte Beratungsstelle, die bislang über INTERREG-Mittel finanziert wurde. Die EUREGIO existiert seit 1958 und ist damit die älteste in Nordrhein-Westfalen. Die Beratungsstelle für Grenzpendler gibt es ebenfalls seit vielen Jahren und ist Anlaufstelle für viele Fragen zum grenzüberschreitenden Wohnen und Arbeiten in der Region. Ziel der Arbeit ist es, den grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt transparenter und zugänglicher zu gestalten für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Im Jahr 2018 haben sich rund 4.500 Kunden bei der EUREGIO in Gronau Hilfe gesucht bzw. externe Sprechstunden und Infoveranstaltungen besucht.

Fachkräftesicherung durch Grenzinfopunkte

Beratungsgespräch

Sonja Adamsky in einem Beratungsgespräch. © Bezirksregierung Münster

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Für die Bezirksregierung als Wirtschaftsförderer für den Bezirk Münster ist das INTERREG-Projekt Grenzinfopunkt wichtig. Hier in der Region sind viele kleine und mittelständische Unternehmen angesiedelt, die auf gut ausgebildetes Personal angewiesen sind. Aktuell herrscht in Deutschland und den Niederlanden eine sehr gute Konjunktur, daher haben beide Länder mit Fachkräftemangel zu kämpfen. „Vor Kurzem hat ein Deutscher ein Jobangebot in den Niederlanden im Bereich Maschinenbau bekommen. Das Unternehmen hat ihm angeboten, dass er nach zwei Monaten Probezeit einen unbefristeten Vertrag bekommt. Das ist eine Seltenheit und zeigt, wie groß die Not ist,“ berichtet Adamsky. Sie ist gelernte Juristin und arbeitet seit 17 Jahren bei der EUREGIO.

Grenzpendler können sich informieren lassen zu Themen wie Sozialversicherung, Steuern, Arbeitsvermittlung, Selbstständigkeit, Beratung und Anerkennung von Abschlüssen. „Wir beraten kostenlos, objektiv und neutral. Wir zeigen Konsequenzen und Möglichkeiten auf, wenn ein Deutscher in den Niederlanden arbeiten möchte und umgekehrt,“ erklärt Linda Blom, Leiterin der Beratungsstelle. Sie ist gebürtige Niederländerin und wohnt in Münster. „Das Spezielle von uns ist, dass wir alle Komponenten nicht isoliert voneinander betrachten, sondern die gesamte Situation des Einzelnen. Wir haben eine horizontale Sicht und fungieren als ‚Front-Office‘, das einen allround Überblick gibt und den richtigen Ansprechpartnern zu bestimmten Fragestellungen vermittelt.“

Die Grenzinfopunkte sind nicht nur bei Arbeitnehmern, Schülern, Auszubildenden, Studenten und Arbeitssuchende sehr gefragt, sondern auch bei Arbeitgebern. Sie suchen sich Hilfe bei der Beratungsstelle, weil sie Beschäftigte brauchen und auch auf dem niederländischen Markt aktiv werden möchten. „Wir werden häufig gefragt: Was muss ich beachten, wenn ich niederländische Beschäftigte einstellen möchte? Wie finde ich niederländische Beschäftigte? Grundsätzlich ist in Europa klar geregelt, welches Recht angewendet werden muss. Hat jemand zum Beispiel einen niederländischen Arbeitsvertrag und arbeitet auch physisch in den Niederlanden, wohnt aber in Deutschland, so ist er in den Niederlanden sozialversichert und unter anderem bei einer  niederländischen Krankenkasse versichert. Man ist jedoch nach europäischen Regelungen bei einer deutschen Krankenkasse sachleistungsberechtigt. Das heißt, dass man in beiden Ländern mit der jeweiligen Krankenkassekarte die ärztliche Versorgung nutzen kann. Man hat also die Wahl, in welchem Land man zum Arzt geht“, erklärt Sonja Adamsky.

„Wir haben hier vier Beschäftigte in der Beratung, davon sind zwei Niederländer und zwei Deutsche, die aus unterschiedlichen Berufszweigen stammen. Unser Ideal ist es zu helfen, wenn Bürger Fragen haben, wie sie ihr Leben in der Grenzregion gestalten sollen,“ erklärt Linda Blom. Dabei ist der Grenzinfopunkt unabhängig und gibt keine konkrete Empfehlung für bestimmte Unternehmen, sondern bietet Informationen und gibt Hilfestellungen.

Die Beratungsstelle informiert vor Ort in Gronau, aber auch in Schulen und sie bietet Sprechstunden gemeinsam mit anderen Instanzen zum Beispiel mit dem Finanzamt in den Grenzregion-Gemeinden an. „Unsere Kompetenz besteht darin, dass jemand mit einer Frage zu uns kommt und mit neu aufgeworfenen Antworten geht. Die meisten wissen nicht, welche Auswirkungen die Frage vielleicht auf andere Bereiche hat und wir zeigen die Zusammenhänge auf“, sagt Adamsky.

Austausch mit anderen Behörden

„Der Austausch mit anderen Behörden, die im Back-Office arbeiten und den anderen vier Grenzinfopunkten in der deutsch-niederländischen Grenzregion ist für uns enorm wichtig. Besonders in den Bereichen Schulungen und Online-Angebote arbeiten wir zusammen. Jeder profitiert von der Zusammenarbeit“ sagt Linda Blom. Zusammen arbeiten sie auch daran, Vorurteile abzubauen und die Hemmung zu nehmen, Niederländer in Deutschland und Deutsche in den Niederlanden einzustellen. Es gibt entlang der deutsch-niederländischen Grenze insgesamt fünf Grenzinfopunkte in Gronau, Mönchengladbach, Kleve, Aachen und Bad Neuschanz.

Bei der EUREGIO ist man sich sicher, es lohnt sich auch bei Hochkonjunktur grenzüberschreitend zusammenzuarbeiten. „Beide Länder können von Fachkräften durch Teilzeitbeschäftigungen gleichzeitig profitieren und es gibt auch neue Berufsbilder im Nachbarland, die es im eigenen Land noch nicht gibt. Es gibt viel unbekanntes Potential für beide Seiten, “ sagt Adamsky.

Die EUREGIO hat dieses Jahr ihren 60. Geburtstag gefeiert und blickt hoffnungsvoll in die Zukunft. „Wir beraten individuell und umfassend, das kann kein Computer. Wir sind nie fertig, weil es immer wieder neue Fragen und Änderungen gibt. Wir beraten jeden, der zu uns kommt, individuell.“

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